Langes Bedsharing

Neuro-Depesche 1-2/2017

Mit sechs Jahren häufiger psychisch krank

Viele Kinder schlafen im Bett ihrer Eltern. Ob sich dies auf die psychische Entwicklung der Kinder vorteilhaft oder negativ auswirkt, wurde jetzt anhand einer Nachbeobachtung über sechs Jahre untersucht. Das Risiko für psychiatrische Krankheiten war bei den Kindern mit anhaltendem Bedsharing deutlich erhöht.

4231 Kinder einer Geburtskohorte im brasilianischen Pelotas wurden nach drei Monaten sowie im Alter von ein, zwei, vier und sechs Jahren nachbeobachtet. Die Rate an Bedsharing betrug über drei, zwölf, 24 und 48 Monate 45% bis 48% und war im sechsten Jahr auf 27% gesunken. In der Stichprobe hatten 1590 (44,4%) praktisch nie im elterlichen/mütterlichen Bett geschlafen, 1296 (36,2%) nur als sehr kleine Kinder (Early onset), 431 (12,0%) nur als ältere Kinder (Late onset) und 7,4% früh anhaltend.
Die Prävalenz einer jeglichen psychischen Störung nach ICD-10 und DSM-IV im Alter von sechs Jahren (n = 3583) wurde mit dem Development and Well-Being Assessment (DAWBA) erfasst. Sie lag mit zunehmender Bedsharing- Dauer in den drei Gruppen bei 13,2%, 15,8% und 18,8% vs. 10,3% bei den allein schlafenden Kindern. In der auf diverse Kovariablen wie sozioökonomischer Status, psychische Gesundheit der Mütter, exzessives Schreien der Kinder etc. adjustierten Auswertung war das Risiko für eine jegliche psychiatrische Erkrankung bei den anhaltenden Bedsharern gegenüber den stets allein Schlafenden um 70% erhöht (Odds Ratio: 1,7; 95%-KI: 1,2–2,5) und für eine internalisierende Störung (wie Depression etc.) sogar um 110% (OR: 2,1; 95%-KI: 1,4–3,1). Doch auch unter den Early-onset-Bedsharern waren diese Risiken jeweils höher als bei den stets Alleinschläfern (OR 1,4; 95%-KI: 1,1–1,8) bzw. 1,6 (95%-KI: 1,2–2,1). JL
Kommentar

Mit der Einschränkung, dass über die vielleicht sehr unterschiedlichen Gründe der Mütter für das Bedscharing nichts bekannt ist, deuten diese epidemiologischen Daten eindeutig auf schwere negative Effekte für die psychische Gesundheit der Kinder mit sechs Jahren hin. Die Ursachen dafür sind unklar. U. a. zeigen die Kinder, die nicht allein schlafen, häufigere nächtliche Arousals.

Quelle:

Santos IS et al.: Mother-child bed-sharing trajectories and psychiatric disorders at the age of 6 years. J Affect Disord 2017; 208: 163-9

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