Rechts-links-Shunt

Neuro-Depesche 6/2016

Migräne-Aktivität und ischämische Läsionen

Inwieweit hängt ein systemischer Rechts-links-Shunt bei Migräne-Patienten mit ischämischen Läsionen bzw. Hirninfarkten und der Kopfschmerzaktivität zusammen? Ein internationales Team wertete dazu die bevölkerungsbasierte Studie Epidemiological Risk Analysis Part 2 (CAMERA-2) aus.

Bei 166 Migräne-Patienten (56 ±7,7 Jahre alt; 70% weiblich) und 69 gesunden Kontrollen wurden MRT-Aufnahmen des Hirns und transkranielle Doppler-Untersuchungen (mit Luft- Kontrast) durchgeführt.
Die 96 Migräne-Patienten mit Aura litten während eines Valsalva-Versuchs deutlich häufiger unter einem – meist ausgeprägten – RL-Shunt als die Kontrollen (60% vs. 42%; Odds Ratio: 2,1; [95%-KI: 1,1–3,9]; p = 0,02) und als die Patienten ohne Aura (60 vs. 40%; OR: 2,3; [95%-KI: 1,2–4,3]; p = 0,01). Sie wiesen außerdem signifikant häufiger einen spontanen RL-Shunt auf als die Migräne-Patienten ohne Aura (35% vs. 17%; OR 2,6; p = 0,01), nicht aber als die Kontrollen (35% vs. 26%; OR: 1,6; p = 0,2).
Die weiteren Analysen ergaben, dass die Migräne- Patienten mit Aura und spontanem RLShunt deutlich häufiger eine im Alter persistierende Kopfschmerzaktivität zeigten als die Patienten ohne spontanen RL-Shunt (85% vs. 63%; OR: 3,4; p = 0,03).
Unabhängig vom Vorliegen einer Migräne war die Prävalenz eines klinisch stummen Infarkts im hinteren Kreislauf im Gesamtkollektiv bei den Patienten mit spontanem RL-Shunt nur tendenziell, nicht signifikant höher als bei den Patienten ohne den Shunt (9% vs. 3%; OR: 2,8; p = 0,08). Dessen ungeachtet ging ein RL-Shunt aber nicht mit einer signifikanten Häufung an Läsionen der tiefen weißen Substanz (WM) einher. Infarkte waren insgesamt bei höherem Alter signifikant häufiger (p = 0,004) und möglicherweise bei RL-Shunts vermehrt (p = 0,08), mit einer Migräne standen sie aber in keinem signifikanten Zusammenhang (p = 0,7). JL
Kommentar

Während die Häufung von RL-Shunts bei den Migräne-Patienten eindeutig ausfiel, erklärte sie weder vollständig das Vorliegen stummer Infarkte in der posterioren Zirkulation, noch bestand ein Zusammenhang mit Läsionen der weißen Substanz. Da in dieser Studie nicht zwischen kardialen und pulmonalen Shunts unterschieden wurde, tragen die Resultate wenig zur anhaltenden Diskussion um den Verschluss eines persistierenden Foramen ovale bei Migräne-Patienten bei.

Quelle:

Koppen H et al.: Systemic right-to-left shunts, ischemic brain lesions, and persistent migraine activity. Neurology 2016; 86(18): 1668-75

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