Entwicklung bei Niedergelassenen

Neuro-Depesche 11/2011

Mehr Antipsychotika bei Angsterkrankungen

Über den Einsatz antipsychotischer Medikamente bei Angststörungen in der psy­chi­atrischen Praxis ist nur wenig bekannt. US-Wissenschaftler haben landesweit die aktuellen Entwicklungen bei Antipsychotika-Verschreibungen analysiert.

Die Daten wurden der jährlichen „National Ambulatory Medical Care Survey“ (1996-2007) entnommen. Das repräsentative Kollektiv bestand aus insgesamt 4166 Besuchen bei niedergelassenen Psychiatern, die eine Angststörung nach ICD-9 diagnostiziert hatten. Dazu zählten posttraumatische Belastungsstörung, Panikstörung/ Agoraphobie, generalisierte Angststörung, Phobien und US-typisch die Zwangsstörung sowie „andere“ Angsterkrankungen.

Im Beobachtungszeitraum von 12 Jahren wurde bei 16,7% aller Angststörungs-bedingten Arztbesuche ein Antipsychotikum verschrieben. Parallel zum Anstieg der Konsultationen wegen Angsterkrankungen von 21,2% (1996–1999) auf 25,7% (2004–2007) – und bei einem Trend zu immer mehr Antipsychotika-Verschreibungen insgesamt – stiegen die Verordnungen in den beiden Zeiträumen signifikant von 10,6 auf 21,3% an (adj. Odds Ratio: 3,34; p < 0,001). Atypika wurden dabei zunehmend häufiger, Typika immer seltener eingesetzt.

Die größte Zunahme wurde bei Erstbesuchen, bei privat Versicherten und bei Patienten verzeichnet, die weder Antidepressiva noch Sedativa/Hypnotika erhielten. Die Verschreibungen hatten bei den Panikstörungen mit nahezu einer Verdreifachung von 8,0 auf 21,3% am stärksten zugenommen.

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Fazit
?! Die Verschreibungen der Atypika nahmen in dieser Studie von 3,8% (1996-1999) auf 20,5% (2004-2007) zu, die der Typika dagegen von 5,8% auf 1,0% ab. Die zuletzt am häufigsten verschriebenen Mittel waren Quetiapin mit 8,9%, Risperidon mit 4,3% und Olanzapin mit 3,8%. Obgleich die Datenlage zur Wirksamkeit meist relativ schwach ist, scheinen sie in einem gewissen Umfang Antidepressiva bzw. Sedativa/Hypnotika und vor allem die Psychotherapie zu verdrängen. Ihr Einsatz ist sorgfältig abzuwägen, zumal viele Atypika ein Monitoring metabolischer Veränderungen erfordern, besonders bei Risikopatienten mit Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen etc.

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