Major Depression bei Schizophrenie

Neuro-Depesche 12/2002

Management der postpsychotischen Depression

Eine postpsychotische Depression (PPD) liegt vor, wenn eine Depression in der Residualphase einer Schizophrenie auftritt und die Kriterien einer "Major Depression" erfüllt. Wissenschaftler aus Pennsylvania fassten mögliche Ursachen, Differentialdiagnosen und die therapeutischen Optionen zusammen.

Die Lebenszeitprävalenz einer Major Depression liegt bei schizophrenen Patienten bei 60%. Die Suizidrate Schizophrener ist 20-mal so hoch wie die der Normalbevölkerung, die Mehrheit der Betroffenen zeigt im Monat vor der Tat depressive Symptome. Die PPD bedarf also der besonderen Beachtung, ihre Inzidenz wird mit 25% angegeben. Bei der ersten Episode einer akuten Schizophrenie wird die häufig bestehende depressive Symptomatik nach DSM-IV als Teilsymptom der Schizophrenie eingeordnet und gilt daher definitionsgemäß nicht als Major Depression oder PPD. Differentialdiagnostisch muss gegenüber der PPD die Major Depression mit (abgeklungenen) psychotischen Symptomen ausgeschlossen werden. Auch eine ausgeprägte Negativsymptomatik kann - bei stark überlappender Symptomatik - mit einer PPD verwechselt werden. Bei ängstlicher und niedergeschlagener Stimmung aufgrund von psychosozialem Stress sollte die Diagnose einer Anpassungsstörung in Erwägung gezogen werden. Als weitere Ursachen für depressive Störungen müssen körperliche Erkrankungen wie z. B. Hypothyreoidismus oder auch Substanzmissbrauch, der ja häufig mit dysphorischen Zuständen einhergeht, ausgeschlossen werden. Nach breiter Anwendung der neuroleptischen Therapie akut schizophrener Patienten wurde ein dramatischer Anstieg sowohl der PPD als auch der Suizidrate vermeldet. Wissenschaftler berichteten von akinetischen depressiven Zuständen bei Patienten, die mit hochpotenten Antipsychotika behandelt worden waren. Durch Anticholinergika besserten sich diese depressiven Symptome. Eine weitere Nebenwirkung, insbesondere von hochpotenten Antipsychotika, die Akathisie, ist mit Dysphorie und auch mit Suizidalität assoziiert. In Folgestudien konnte allerdings kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Antipsychotika und depressiver Stimmung festgestellt werden. Atypische Antipsychotika hingegen scheinen die depressive Stimmung zu lindern und die Suizidalität zu reduzieren. Die pragmatischen Schritte bei Auftreten einer PPD umfassen - nach Ausschluss anderer Ursachen - die Dosisreduktion der antipsychotischen Medikation, um mögliche depressogene Einflüsse zu minimieren. Es kann ein Anticholinergikum gegeben werden, um eine mögliche "akinetische Depression" zu behandeln. Als Antidepressiva werden Substanzen der neueren Generation wie SSRI empfohlen. Schließlich sollten Patienten mit PPD auf eine antipsychotische Medikation mit modernen Atypika umgestellt werden. Auch eine Psychotherapie, insbesondere kognitiv-behavioraler Ausrichtung, kann wirksam sein.

Quelle: Kohler, CG: Postpsychotic depression in schizophrenia patients., Zeitschrift: CURRENT PSYCHIATRIC THERAPIES, Ausgabe 4 (2002), Seiten: 273-278

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