Pilotstudie

Neuro-Depesche 12/2016

Korreliert die Kognition mit Gang und Gleichgewicht?

Zertifizierte Fortbildung

Forschungsresultaten zufolge bedarf das normale Gehen auch eines Inputs kortikaler Regionen, die mit höheren kognitiven Funktionen in Verbindung stehen, beispielsweise dem Präfrontallappen. Jetzt untersuchten Forscher aus Chicago in einer technisch aufwändigen Pilotstudie, ob bzw. inwieweit kognitive Beeinträchtigungen bei Parkinson- Patienten mit Gang- und Gleichgewichtsstörungen korrelieren.

An der Klinik für Bewegungsstörungen des Rush University Medical Center wurde 14 Parkinson- Patienten im durchschnittlichen Alter von 61,1 Jahren rekrutiert. Im Durchschnitt waren sie seit 12,7 (± 6,2) Jahren erkrankt und wiesen einen UPDRS-III-(Motorik)Score im On von 21,5 (± 9,2) auf. Mit einem durchschnittlichen Gesamtwert der Mattis Dementia Rating Scale (MDRS) von 132,2 Punkten rangierten die Teilnehmer zwischen einer weitgehend intakten und einer leicht beeinträchtigten Kognition. Die quantitative Erfassung von Gang und Gleichgewicht erfolgte mit den Tools i-WALK und i-SWAY des APDM Mobility Lab™-Systems.
Im primären Endpunkt, der globalen kognitiven Leistungsfähigkeit nach MDRS, zeigte sich die stärkste Korrelation mit der Schrittgeschwindigkeit (Spearman's rho [r] = -0,816), mit der Dauer des Umdrehens (r = -0,806) und der dafür notwendigen Zahl an Schritten (r = -0,830) (je p = 0,001) sowie mit der durchschnittlichen Geschwindigkeit des posturalen mediolateralen Schwankens (r = -0,726; p = 0,005). Außerdem korrelierten die MDRS-Gesamtwerte schwach, aber signifikant mit den motorischen UPDRS-Scores (r = -0,568; p = 0,043), nicht aber mit dem aus den UPDRSItems 13, 14, 15, 29 und 30 kalkulierten Score für die Postural instability/gait disturbance (PIGD), der unter anderem Phänomene wie das Freezing erfasst (p = 0,061).
Sekundär wurden die motorischen Befunde mit den spezifischen kognitiven Domänen in Beziehung gesetzt. Hier ergaben sich lediglich signifikante Relationen zwischen der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (nach dem Symbol Digit Modalities Test, SDMT) und den beiden Umdreh-Parametern (Dauer: r = -0,884; Schrittzahl: r = -0,954; je p < 0,001). Zwischen den verschiedenen Tests zu Wortflüssigkeit, verbalem bzw. Arbeitsgedächtnis, Exekutivfunktionen und den vielen Gang- und Balance-Parametern ergaben sich – vermutlich aufgrund der kleinen Fallzahl – keine Signifikanz erreichenden Korrelationen. JL
Kommentar

Diesen als sehr vorläufig anzusehenden Befunden zufolge korrelieren zumindest einige kognitive Aspekte mit den Gang- und Gleichgewichtsstörungen der Parkinson-Patienten. Die Assoziation mit der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit erscheint unter klinischen Gesichtspunkten besonders interessant, weil sich diese kognitive Variable in früheren Studien bei Patienten durch ein spezielles Training verbessern ließ.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Pal G et al.: Global cognitive function and processing speed are associated with gait and balance dysfunction in Parkinson's disease. J Neuroeng Rehabil 2016; 13(1): 94 [Epub 28. Okt; doi: 10.1186/s12984-016-0205-y]

ICD-Codes: G20

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