Neues Antidepressivum Vortioxetin

Neuro-Depesche 9/2013

Kognitive Besserung im Fokus

Viele depressive Patienten leiden unter kognitiven Beeinträchtigungen, die sich auf ihr Funktionsniveau und die Prognose negativ auswirken. Wie international führende Psychiater jetzt bei einem Scientific Expert Meeting auf dem 166. APA-Kongress in San Francisco berichteten, wird der Kognition in der Therapie noch zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Vortioxetin ist ein neues, noch im Zulassungsprozess befindliches Antidepressivum, das die Kognition offenbar in Teilbereichen bessern kann.

Wie Prof. Raymond W. Lam, Vancouver/Kanada berichtete, leiden Studien zufolge nicht 94% der akut depressiven Patienten unter kognitiven Störungen, sondern auch 44% während euthymer Phasen. Die teils erheblichen Defizite betreffen mehrere Domänen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und exekutive Funktionen, schilderteBarbara J. Sahakian, Cambridge/UK. Sie tragen in starkem Maße zur Beeinträchtigung/Behinderung im Alltag der Patienten und zu hohen finanziellen Belastungen durch Produktivitätsverluste (Absentismus und Präsentismus) bei. Sie bilden sich häufig nicht einmal bei Erreichen einer Remission der Depression vollständig zurück.Sahakianempfahl, die Kognition mittels Testbatterien oder validierter Fragebögen im Praxisalltag routinemäßig zu untersuchen und Medikamente einzusetzen, die die Kognition nicht weiter beeinträchtigen.

Während ältere Antidepressiva wie anticholinerg wirkende Trizyklika die Kognition zusätzlich verschlechtern können, kann das neue Vortioxetin umgekehrte Effekte haben, berichtete Professor Pierre Blier, Ottawa/Kanada. Es wirkt antagonistisch an den Rezeptoren 5-HT3, 5-HT7 und 5-HT1D sowie agonistisch an 5-HT1A und partiell-agonistisch an 5-HT1B; zusätzlich inhibiert die Substanz den Serotonin-Transporter (SERT). Die resultierende multimodale Wirkweise mit Verstärkung u. a. der serotonergen, noradrenergen, dopaminergen, cholinergen und glutamatergen Neurotransmission könnte für die potenziell positive Beeinflussung der Kognition maßgeblich sein. In einer Studie an älteren Patienten mit Major Depression verringerten sowohl Vortioxetin (5 mg/d) als auch der SSNRI Duloxetin (60 mg/d) die depressive Symptomatik vs. Plazebo signifikant, doch nach den Ergebnissen des Digit Symbol Substitution Test (DSST) wurde beispielsweise die psychomotorische Geschwindigkeit nur unter Vortioxetin signifikant vs. Plazebo gebessert, so Blier.

Eine kognitionsbessernde Wirkung könnte nach Professor Roger S. McIntyre, Toronto/Kanada, einen Ansatz darstellen, das Funktionsniveau depressiver Patienten auf sozialem, beruflichem und privatem Gebiet zu verbessern und möglicherweise auch die weitere Prognose positiv zu beeinflussen.

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