Chemische Struktur entscheidet

Neuro-Depesche 9/2000

Katarakt durch Phenothiazine?

Phenothiazine sind Neuroleptika, die in der Vergangenheit mit der Entstehung von Opazitäten der Linse, insbesondere vorderen sternförmigen Pigmentveränderungen, in Verbindung gebracht worden sind.

Die Substanzen dieser Gruppe scheinen jedoch nicht in gleicher Weise dafür verantwortlich zu sein. Chlorpromazin, ein aliphatisches Phenothiazin, bringt häufiger pathologische Befunde der Linse hervor als Thioridazin, das sich eher an der Retina auswirkt. Die granulären Opazitäten der vorderen Linse werden als Idiosynkrasie gewertet. Folgende Faktoren beeinflussen die Entstehung: Art des Phenothiazins, Gesamtdosis, Behandlungsdauer, Compliance, Begleitmedikation und eventuell Umweltfaktoren wie die Intensität des Sonnenlichts. Die durch die Phenothiazine verursachten Befunde am Auge sind relativ charakteristisch. Vorbestehende Veränderungen können den Schluss auf die Einnahme von Phenothiazinen anhand des ophthalmologischen Befundes dennoch erschweren. Dem steht eine im Vergleich z.B. zu Patienten unter Diazepam bemerkenswert niedrige Rate an Cataracta senilis von Personen gegenüber, die Phenothiazine einnehmen. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

Quelle: Gaynes, BI: Schizophrenia, psychotropic medication, and cataract, Zeitschrift: OPHThALMOLOGIE, Ausgabe 107 (2000), Seiten: 5-6

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x