Beginnt das Parkinson-Syndrom im Darm?

Neuro-Depesche 4/2017

Intestinale AChE-Spiegel früh verringert

Das parasympathische Nervensystem wird durch die Parkinson-Pathologie (a-Synuclein und Lewy-Körperchen) als erste Struktur geschädigt. Nun wurde in einer dänischen PET-Studie mit 11C-Donepezil als Tracer untersucht, ob die Acetylcholinesterase (AChE)-Konzentrationen in peripheren Organen bei Patienten in sehr frühen Parkinson- Stadien verringert ist.

In die Querschnittsstudie wurden 19 Patienten mit einer Krankheitsdauer von nur 1,5 ± 0,6 Jahren und 16 altersgematchte Kontrollen eingeschlossen. Alle unterzogen sich klinischen Untersuchungen, Riechtests und einer 11C-Donepezil-PET zur Bestimmung der AChE-Konzentrationen.
Die Parkinson-Patienten unterschieden sich von den Kontrollen weder in Alter oder Geschlecht oder MMST-Werten. Wie erwartet zeigte die Parkinson-Gruppe eine signifikant stärkere Obstipation (nach dem Rome III Questionnaire) und deutlich stärker beeinträchtigte Riechfunktionen.
Die PET-Aufnahmen ergaben eine deutlich reduzierte 11C-Donepezil-Aufnahme, u. a. im Dünndarm (-14%, p = 0,018), im Dickdarm (-22%, p < 0,001) und in den Nieren (-14%, p = 0,028). In Herz, Leber, Milz, Magen, Duodenum, Pankreas und Nebennieren fand sich kein reduzierter Tracer-Uptake und damit kein Hinweis auf verringerte AChE-Spiegel.
Es ergaben sich keine signifikanten Korrelationen zwischen 11C-Donepezil-Aufnahme in Dünn- und Dickdarm und der motorischen Symptomatik (nach UPDRS) oder der Obstipation (Rome-III-Score). Die Dünndarmbefunde korrelierten auch nicht signifikant mit der Erkrankungsdauer (p = 0,08).
Die Area under the curve (AUC)-Werte ergaben signifikante Unterschiede (Dünndarm: 0,74, p = 0,017; Colon: 0,80, p = 0,003). Ein Cutoff-Wert von 6,41 ergab in der Unterscheidung von Kranken und Gesunden eine Sensitivität von 89% und Spezifität von 69%. Bei einem Colon-Grenzwert von 1,63 betrug die Sensitivität 68% und die Spezifität 93%. Zusammen genommen lag die diagnostische Sensitivität bei 95% und die Spezifität bei 67%. Damit könnte sich das 11C-Donepezil-PET u. a. durchaus als ein klinisch relevanter Diagnose- Parameter eignen. JL
Kommentar

Der Studienhypothese entsprechend zeigten diese erst seit 1,5 Jahren diagnostizierten Patienten verringerte AChE-Spiegel in Dünn- und Dickdarm (und Niere). Somit könnten 11C-Donepezil-Befunde in der PET ein früher Biomarker der Schädigung der parasympathischen Innervation und damit auch der prodromalen systemischen Progression der Parkinson-Krankheit sein.

Quelle:

Fedorova TD et al.: Decreased intestinal acetylcholinesterase in early Parkinson disease: an 11C-donepezil PET study. Neurology 2017; 88(8): 775-81

ICD-Codes: G20

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