Früherkennung bessert Prognose

Neuro-Depesche 4/2000

Hypophysenabszess nach Sinusitis sphenoidalis

Erkrankungen der Keilbeinhöhle können wegen der dünnen Knochenschicht und den venösen Verbindungen sehr leicht die Hypophyse, den Canalis opticus, die Dura mater und die cavernösen Sinus in Mitleidenschaft ziehen. Dennoch sind die Sinusitis sphenoidalis und Hypophysenabszesse selten.

Ein 12-jähriger Rechtshänder stellte sich mit seit drei Tagen bestehenden bifrontalen Kopfschmerzen und Erbrechen vor, die von leichten febrilen Temperaturen, Ptosis rechts und Diplopie begleitet waren. Aus der Vorgeschichte waren keine Entzündungen der Nasennebenhöhlen bekannt; auch der Immunstatus war nicht supprimiert. Die neurologische Untersuchung ergab eine Oculomotoriusparese rechts. Im Blutbild zeigte sich eine leichte Leukozytose und das CRP war mit 0,8 mg/dl erhöht. Gonadotropin, Cortisol, ACTH, STH und die Schilddrüsenfunktion waren normal. Der Prolaktinspiegel war bis auf 67,2 ng/ml (normal 1,5-9,7) erhöht. Die Liquoruntersuchungen ergaben regelrechte Ergebnisse. Im MRT war der Sinus sphenoidalis mit gemischt-intensem Material gefüllt, dass durch Kontrastmittel unregelmäßig verstärkt wurde. In der Sella sah man ein zentral hypointenses Areal, das in T1-gewichteten Bildern einen dünnen verstärkten Rand aufwies und sich bei T2-Gewichtung hyperintens darstellte. Die notfallmäßig durchgeführte endoskopische endonasale Sphenoidotomie zeigte, dass das Ostium des Sinus fibrös obliteriert war. Vier Wochen nach der Sinusdrainage und der postoperativen antibiotischen Therapie für acht Tage hatte sich eine klinische und laborchemische Remission eingestellt. Auch im MRT hatten die sphenoidalen und sellären Läsionen stark an Größe abgenommen. In der Bakterienkultur war Staphylococcus nachgewiesen worden. Bei der Verdachtsdiagnose ist die transsphenoidale Drainage die Methode der Wahl, da hierbei keine weiteren intrakraniellen Räume kontaminiert werden. Frühzeitige Diagnostik und antibiotische Therapie verbessern die Prognose, die sehr ungünstig ist, wenn der Hypophysenabszess eine Meningoenzephalitis verursacht. Engmaschige Nachbeobachtung wird empfohlen, da Hypophysenabszesse noch Jahre nach erfolgreicher Behandlung rezidivieren können.

Quelle: Shono, T: Pituitary abscess secondary to isolated shenoid sinusitis, Zeitschrift: MINIMALLY INVASIVE NEUROSURGERY, Ausgabe 42 (1999), Seiten: 204-206

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