Epileptische Anfälle bei MS

Neuro-Depesche 5-6/2017

Große Metaanalyse: Welche Risikofaktoren gibt es?

Im Krankheitsverlauf kann es bei MS-Patienten gar nicht so selten auch zu epileptischen Anfällen kommen, doch die Risikofaktoren für diese schwerwiegende Komplikation sind weitgehend unbekannt. Mit dieser Thematik befasste sich nun ein italienisches Teams anhand einer Metaanalyse.

Dazu wurden verschiedene Datenbanken nach Studien durchsucht, die zwischen 1986 und 2014 veröffentlicht worden waren. Insgesamt konnten drei retrospektive Kohorten- und sechs Fall-Kontroll-Studien metaanalytisch ausgewertet werden.
Unter den 2845 MS-Patienten litten 217 (7,6%) zusätzlich unter einer Epilepsie. Die Betroffenen waren zu Beginn der MS signifikant um durchschnittlich 5,42 Jahre jünger (p < 0,001). Außerdem wiesen die MS-Patienten mit Epilepsie bei vergleichbarer Krankheitsdauer zu Beginn der entsprechenden Studien einen tendenziell höheren EDSS-Wert auf als die MS-Kranken ohne Krampfanfälle (durchschnittliche 0,45 Punkte; p = 0,83). Keine Rolle spielten dagegen das Alter der Patienten und der klinische Verlaufstyp der MS.
Zwei der neun Studien widmeten sich auch der Frage, ob kortikale Läsionen in der MRT die Entwicklung einer Epilepsie fördern könnten. Diese lagen in der Tat bei MS-Patienten mit epileptischen Anfällen signifikant häufiger vor als bei den restlichen Teilnehmern (Odds Ratio: 7,06; 95%-KI: 2,39–20,8; p < 0,001). Dies traf auch auf die kortiko-juxtakortikalen Läsionen der Patienten zu (OR: 1,03; 95%-KI: 1,0–6,5; p = 0,047). GS
Kommentar

Die hier gefunde Prävalenz epileptischer Anfälle von mehr als 7% ist deutlich höher als die in der Bevölkerung (< 1%) und die in einer jüngeren Untersuchung von MS-Patienten (2,3%–3,1%). Von großer Bedeutung (und biologisch plausibel) sind offenbar Läsionen in Kortexarealen, auch wenn dazu nur Daten aus zwei Studien berücksichtigt wurden. In einer früheren Untersuchungen wiesen ausnahnmslos alle MS-Patienten mit Anfällen kortikale Läsionen auf. Hierzu sollten weitere Untersuchungen erfolgen.

Quelle:

Gasparini S et al.: Risk factors for unprovoked epileptic seizures. Neurol Sci 2017 Epub 04.01.2017; doi: 10.1007/s10072-016-2803-7

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