Nach zweijähriger Behandlung

Neuro-Depesche 5/2016

Gewichtszunahme unter neuen Antidepressiva

Depression und Übergewicht sind häufig vergesellschaftet. Kommen Gewichtsanstiege unter einer Antidepressiva-Behandlung hinzu, erhöhen sich die Gesundheitsrisiken noch. Die Veränderungen des Körpergewichts unter der Monotherapie mit diversen modernen (‚Second-generation‘) Antidepressiva unter Langzeitbedingungen wurden jüngst in den USA unter die Lupe genommen.

In die retrospektive Kohortenstudie eingeschlossen wurden 969 Erwachsene (67%–70% weiblich), die zwischen 2006 und 2009 wegen depressiver Episoden neu mit Antidepressiva wie SSRI, SNRI und SSNRI in Monotherapie behandelt worden waren. Veränderungen des Körpergewichts (in Pfund [lbs] = 0,45 kg) über zwei Jahre nach Therapiebeginn wurden mittels komplexer Regressionsmodellle unter Einberechnung möglicher Einflussfaktoren kalkuliert.
Nach den Intent-to-treat (ITT)-Analysen betrug die Gewichstzunahme unter Fluoxetin, das bei 52,2% der Patienten eingesetzt und als Referenz gewählt wurde, 6,7 lbs bei Rauchern und 4,6 lbs bei Nichtrauchern. Die Veränderungen unter den übrigen Antidperessiva betrugen (absteigend) unter Mirtazapin 16,2 lbs, Sertralin 10,5 lbs, Citalopram 5,9 lbs, Paroxetin 5,5 lbs, Trazodon 5,4 lbs, Duloxetin 3,6 lbs und Venlafaxin 2,6 lbs. Keine dieser Gewichtszunahmen unterschied sich nach der Adjustierung signifikant von denen unter Fluoxetin – mit Ausnahme von Sertralin, unter dem die Patienten gegenüber der Referenz um 5,9 lbs mehr zulegten (p = 0,02).
Für die starke Zunahme um 16,2 lbs unter Mirtazapin wurde keine Signifikanz erreicht, da die Fallzahl zu gering war. Für – das andernorts auch zur Nikotinentwöhnung eingesetzte – Bupropion wurde nach Rauchern (+6,7 lbs) und Nichtrauchern (-2,7 lbs) unterschieden. Nach den Daten der Intent-totreat (ITT)-Analysen verloren Nichtraucher, die eine Behandlung mit Bupropion begannen, über die zwei Jahre durchschnittlich 7,1 lbs an Körpergewicht mehr als Nichtraucher, die eine Fluoxetin- Therapie starteten (p < 0,01). Waren die Patienten jeweils Raucher, nahmen sie bei der Bupropion-Behandlung gegenüber der Fluoxetin- Therapie nur 2,2 lbs mehr zu (95%-KI: -2,3 bis 6,8; p = 0,33). JL
Kommentar

Die Therapie mit diversen modernen Antidepressiva führt zwei Jahre später zu unterschiedlich starken Gewichtsveränderungen, teils im bedenklichen Bereich. Dies sollte insbesondere bei der Behandlung übergewichtiger oder adipöser Patienten beachtet werden. Bupropion könnte, so die Autoren, für diese Klientel (falls keine Kontraindikationen vorliegen) als eine günstige Therapieoption betrachtet werden – den Studiendaten zufolge jedenfalls bei Nichtrauchern.

Quelle:

Arterburn D et al.: Long-term weight change after initiating second-generation antidepressants. J Clin Med 2016;5(4). pii: E48.[13. Apr.; doi: 10.3390/ jcm5040048

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x