Schon bei leichter Demenz

Neuro-Depesche 7-8/2017

Erhöhen depressive Symptome die Mortalität?

Sowohl eine Depression als auch eine Demenz gehen bei älteren Menschen mit einer erhöhten Sterblichkeit einher. Wie verhält es sich bei Komorbidität beider Erkrankungen? Nun wurde die Mortalität bei Patienten mit einer erst leichten Demenz und depressiven Symptomen verschiedener Schwere untersucht. Die Ergebnisse zeigen dringenden Handlungsbedarf an.

Zur Danish Alzheimer‘s Intervention Study an Patienten mit leichter Demenz (durchschnittlicher MMST: 24,0 Punkte) wurde eine post-hoc-Analyse durchgeführt. Die 330 Patienten (151 Männer, 179 Frauen) waren durchschnittlich 76,2 Jahre alt. 72,4% wiesen eine „wahrscheinliche“ Alzheimer-Demenz auf, 24,9% eine gemischte Demenz und 2,7% eine DLB.
34 Teilnehmer (10,3%) litten zu Studienbeginn unter Symptomen einer Major Depression (MD-S; Score der Cornell Scale for Depression in Dementia: > 10), 54 (16,4%) unter moderaten depressiven Symptomen (Cornell: 8–10) und 242 (73,3%) unter keinen oder nur gering ausgeprägten depressiven Symptomen (Cornell: ≤ 7). In den drei Gruppen wurden 44,1%, 27,8% bzw. 22,7% der Demenzkranken mit Antidepressiva behandelt.
Während des dreijährigen Beobachtungszeitraums verstarben 56 Patienten (17%). Unter ihnen waren 12 mit zu Baseline bestehenden MD-S (davon vier mit Antidepressiva- Behandlung zu Baseline), sechs mit mittelgradigen und 38 mit leichten/keinen depressiven Symptomen.
Es erfolgte eine auf zahlreiche potenziell kontributierende Variablen adjustierte Multivarianzanalyse. Diese ergab, dass die MD-S-Patienten gegenüber den nicht- oder nur sehr leicht depressiven Dementen eine um etwa das Zweifache erhöhte Sterblichkeit aufwiesen (Hazard Ratio: 2,13; p = 0,037].
Die weitere Adjustierung auf zwischen den Gruppen signifikant (je p < 0,05) unterschiedliche klinische Variablen – Komorbidität, Lebensqualität, Alltagsaktivitäten, psychiatrische Symptome und Medikation – erhöhte das Mortalitätsrisiko über die drei Jahre auf das Zweieinhalbfache [HR: 2,50: 95%-KI: 1,03–6,06; p = 0,042).
Weder Demenzschwere (nach MMST) noch Untergewicht (BMI < 18,50) oder die Zuordnung zur ursprünglichen Studienintervention hatte auf den Zusammenhang einen wesentlichen Einfluss. Interessanterweise ließ sich für die Gruppe der Demenz-Patienten mit mittelgradigen depressiven Symptomen keine signifikante Risikoerhöhung feststellen. JL
Kommentar

Die Mortalität von leicht dementen Patienten ist bei Vorliegen relevanter Major-Depression-Symptome mehr als verdoppelt. Nachdem eine klinische Depression oft gut behandelbar ist, könnten ein Screening und die antidepressive Therapie schon in den frühesten Demenzstadien die erhöhte Sterblichkeit möglicherweise verringern.

Quelle:

Petersen JD et al.: Major depressive symptoms increase 3-year mortality rate in patients with mild dementia. Int J Alzheimers Dis 2017; 7482094 [Epub 6. Apr.; doi: 10.1155/2017/7482094]

ICD-Codes: F01.9

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