Erkrankungsalter und Langzeitprognose

Neuro-Depesche 11/2011

Entscheidend ist der Übergang in die SPMS

Am Imperial College London wurde untersucht, ob das Erkrankungsalter die Langzeitprognose von Patienten mit schubförmiger MS (RRMS) beeinflusst. Es ergab sich ein klarer Bezug des Alters zur Konversion in eine sekundär progressive MS (SPMS).

Augewertet wurden die Daten von 1023 nicht immunmodulatorisch behandelten MS-Patienten der London/Ontario-Datenbank (1972–2000). Danach wurde der Effekt des Patientenalters zu Erkrankungsbeginn bzw. bei Übergang von einer RRMS in eine SPMS mittels Kaplan-Meier-Analysen und binären logistischen Regressionsmodellen auf das Alter bei Erreichen einer schweren Behinderung, definiert als ein Score von 6 (Gehhilfe), 8 (Bettlägerigkeit) oder 10 (Tod) auf der Disability Status Scale (DSS) ermittelt. Bei 806 Patienten hatte die Krankheit als RRMS, und bei 217 – durchschnittlich eine Dekade später (38,6 vs. 28,5 Jahre) – als PPMS begonnen. Am Ende der Beobachtungszeit wiesen nur noch 272 der 806 Patienten (33,7%) Schübe auf.

Ein höheres Alter bei RRMS-Beginn ging mit einem signifikant größeren proportionalem Risiko für das Erreichen eines höheren DSS-Scores einher (p < 0,001). Dieser Zusammenhang war unabhängig von der Krankheitsdauer und der Schubhäufigkeit in frühen MS-Stadien, wurde aber insbesondere durch das Alter beim Übergang der RRMS in eine SPMS vermittelt: Gegenüber einem Erkrankungsalter von 20 Jahren (Odds Ratio für eine SPMS: 2,05) war das SPMS-Risiko bei einem Alter von 40 Jahren verdoppelt (OR: 4,22) und von 50 Jahren verdreifacht (OR: 6,04) Umgekehrt ging ein geringeres Alter bei der Konversion zu einer SPMS mit einem signifikant kürzeren Zeitraum bis zum Erreichen eines höheren Behinderungsgrades einher.

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Fazit
?! Das Hauptergebnis dieser Studie war, dass das Erkrankungsalter nicht direkt mit der langfristigen Behinderungsakkumulation der Patienten korreliert. Für diese, und damit für die Langzeitprognose, ist vielmehr das Alter zum Zeitpunkt der SPMS-Konversion der maßgebliche Faktor. Aus den Zusammenhängen folgt, dass die Verzögerung des Übergangs in eine SPMS das – vor allem zukünftig – vordringliche Therapieziel sein sollte. Schließlich sollte in klinischen Studien eine Altersstratifizierung erfolgen, um Unterschiede in der Behinderungszunahme der Patienten klarer abzubilden.

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