Opioid-refraktärer Krebsschmerz

Neuro-Depesche 4/2009

Einmalig Lidocain i.v. bringt Linderung

Trotz schlechter Evidenzlage postulieren einige Autoren eine schnelle und effektive Reduktion Opioid-refraktärer Schmerzen durch parenteral verabreichtes Lidocain. Eine randomisierte, kontrollierte Doppelblindstudie gab ihnen nun recht.

Insgesamt 50 Krebspatienten mit Opioid-refraktärem Schmerz erhielten in der Cross-over-Studie im Abstand von zwei Wochen einmalig parenteral entweder Lidocain (Bolus von 2 mg/kg KG über 20 Min, dann weitere 2 mg/kg KG über 1 h) oder Plazebo. Vor, direkt nach und zwei Stunden nach der Infusion sowie in den folgenden 14 Tagen wurde die Schmerzstärke anhand einer visuellen Analogskala von 1 bis 10 beurteilt. Primärer Endpunkt waren Ausmaß und Dauer der Schmerzlinderung.

Der Schmerz-Score vor der jeweiligen Infusion lag zwischen 7 und 10. Nach der Lidocain-Gabe verringerte er sich um durchschnittlich 6,34 Punkte, nach Plazebo dagegen nur um 2,30 (p < 0,0001). Auch im prozentualen Rückgang – 74,48 bzw. 25,5% – zeigte sich ein hochsignifikanter Unterschied zugunsten des Lokalanästhetikums (p < 0,001). Zudem war der Unterschied im Anteil der Patienten mit einer Schmerzreduktion um mindestens 50% ebenfalls hochsignifikant (82 vs. 16%; p <0,0001). Schließlich war Lidocain Plazebo auch in der Zeit bis zum Einsetzen des analgetischen Effekts hochsignifikant überlegen (40 vs. 74,8 Minuten, p < 0,001).

Die schmerzlindernde Wirkung von Lidocain hielt durchschnittlich 9,34 Tage an, die von Plazebo lediglich 3,82 Tage (p < 0,0001). Nach der Verum-Infusion benötigten außerdem signifikant mehr Patienten gegenüber Baseline eine geringere Zahl zusätzlicher Analgetika als unter Plazebo (64 vs. 30%, p = 0,0012).

<

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Fazit
?! Die wichtigsten Argumente gegen intravenöses Lidocain zur Analgesie sind außer der Tatsache, dass nicht alle Patienten von ihr profitieren, die Nebenwirkungen. Die aktuellen Studienergebnisse mit einer Gesamtdosis von 4 mg/kg KG sprechen aber für die Sicherheit der Therapie. Die Gesamtinzidenz der Nebenwirkungen lag zwar bei 52%, jedoch waren alle selbstlimitierend und hatten keine relevanten Konsequenzen. Nebenwirkungsbedingte Behandlungsabbrüche traten nur bei 2% auf. Die weitere Erforschung der Therapie bei diesen teils katastrophalen, nur schwer zu beeinflussenden Schmerzbildern der Krebspatienten dürfte sich lohnen.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x