Psychiatrische Patienten

Neuro-Depesche 11/2011

Die Sterblichkeit sinkt nicht, sie steigt

Die Mortalität von Patienten mit Schizophrenie oder bipolarer Störung ist im Vergleich zur Bevölkerung bekanntlich erhöht. In einer britischen Studie wurde der Frage nachgegangen, inwieweit die gegensteuernden Maßnahmen der letzten Jahre die Sterblichkeit in diesen Patientengruppen senken konnten.

Ausgewertet wurden englische Daten zu rund 372 000 Klinikentlassungen (1999–2006) von Patienten mit der Diagnose einer Schizophrenie oder bipolaren Störung. Anhand der Sterberegister bestimmten die Autoren die Mortalitätsraten innerhalb des Jahres nach Entlassung und verglichen sie mit der Sterblichkeit in der Bevölkerung.

Die altersadjustierte standardisierte Mortalitätsrate (SMR) war bei den psychiatrischen Patienten 2006 etwa doppelt so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Während die Mortalität in der Bevölkerung über die Jahre jedoch leicht zurückgegangen war, hatte sie in den psychiatrischen Kohorten im Beobachtungszeitraum nicht ab-, sondern sogar zugenommen: Bei Patienten mit Schizophrenie lag die SMR im Jahr 1999 noch beim 1,6-Fachen, sieben Jahre später aber bereits mit signifikanter Erhöhung (p < 0,001) beim 2,2-fachen. Besonders häufig verstarben im Jahr nach der Klinikentlassung Männer und Personen unter 45 Jahren. Bei Patienten mit bipolarer Störung stieg das Verhältnis zwischen 1999 und 2006 etwas schwächer an, von 1,3 auf 1,9; dieser Unterschied verfehlte knapp die Signifikanz (p < 0,06).

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Fazit
?! Die Ergebnisse dieser riesigen Untersuchung werfen die ernste Frage auf, weshalb es einfach nicht gelingt, den auf kardiovaskulären und Atemwegserkrankungen beruhenden Mortalitätsexzess bei psychiatrischen Patienten zu senken – obwohl das Phänomen seit Jahrenzehnten bekannt ist. Speziell ist zu klären, welche Rolle die klassischen Risikofaktoren wie Hypertonie, Hypercholesterinämie etc. bei psychiatrisch Erkrankten spielen, denn sie allein erklären, so die Autoren, die dramatisch höhere Sterblichkeit nicht.

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