Der Austritt aus der EU wirft seine Schatten voraus. Zentraler Aspekt ist die bisher unproblematische Freizügigkeit, die u. a. jungen Wissenschaftlern erlaubt, Ausbildungsabschnitte in anderen Ländern zu absolvieren. Es betrifft explizit auch die Zukunft von ca. 130 000 Personen aus dem Rest der EU, die für den National Health Service (NHS) arbeiten. Viele Neurologen mit festen Stellen erwägen bereits, nach Kontinentaleuropa zurückzukehren, so die Autoren. Die Langzeiteffekte eines solchen Verlustes wären „unermesslich“.
Der Brexit wird nicht zuletzt auch den Zugang britischer Forscher zu EU-Geldern einschränken. Dies betrifft z. B. das bislang größte, 2014 angelaufene EU-Innovationsprogramm Horizon 2020, das nahezu 80 Mrd. Euro umfasst, davon 8 Mrd. für biomedizinische und Gesundheitsforschung. UK ist der größte Empfänger entsprechender EU-Förderungen.
Gerade die Therapie seltener Krankheiten profitiert von der Zusammenarbeit. Dies zeigen z. B. jüngste Fortschritte, die auf den Aktivitäten des European Huntington’s Disease Network (EHDN) und dem TREAT-NMD Neuromuscular Network basieren.
Doch auch die Rest-EU könnte Schaden nehmen. So ist die Zukunft der europäischen Zulassungsregulierung offen. 2015 arbeiteten 23 UKExperten als Co-Leader in der EMA an der Bewertung neuer Medikamente, mehr als aus jedem anderen EU-Land. Eine Beendigung der EU-Mitgliedschaft könnte zur Fragmentierung der Zulassungspraxis in Europa führen und den europäischen Einfluss schwächen.
Britische Neurologen und Wissenschaftler haben bereits ihre Besorgnis gegenüber dem Science and Technology Committee des britischen Parlaments bekundet. Die Autoren betonen, dass die Neurologen-Community nun zusammenstehen, die historisch gewachsenen Beziehungen schützen und über die Ländergrenzen hinausschauen muss. Es gehe nicht zuletzt auch um die europäischen Ideale. JL