B-Zellen sind u. a. in die Aktivierung proinflammatorischer T-Zellen, die Sekretion proinflammatorischer Zytokine und die Produktion von Autoantikörpern gegen Myelin involviert. Der chimäre Antikörper Rituximab war der erste B-Zell-depletierende Antikörper (Ak), der erfolgreich bei MS-Patienten eingesetzt wurde, allerdings mit Verträglichkeitsproblemen.
Ocrelizumab ist ein humanisierter anti-CD20- Antikörper der zweiten Generation, der deutlich weniger immunogen ist und daher ein vorteilhafteres Nutzen-Risiko-Profil aufweist. CD20 findet sich auf B-Zellen verschiedener Entwicklungsstufen, nicht aber auf Stammzellen, pro-B cells, oder ausdifferenzierten Plasmazellen. Daher werden auch die Konzentrationen an IgG und IgM-Antikörpern (in Blut und Liquor) durch anti-CD20-Ak-Therapien nicht verringert.
Ocrelizumab wurde in einer großen randomisierten Phase-II-Studie bei Patienten mit schubförmiger MS (RRMS) erfolgreich eingesetzt: Gegenüber Placebo verringerten 600 und 2000 mg Ocrelizumab (jeweils an Tag 1 und 15 verabreicht) die MS-Aktivität im MRT: Gadolinium(Gd)-anreichernde Läsionen wurden um 89% bzw. 96% reduziert (je p < 0,001). Die annualisierte Schubrate betrug 0,13 bzw. 0,17 (Placebo: 0,64). Exploratorische Analysen zeigten dabei auch eine Überlegenheit beider Dosen über das als Referenz eingesetzte IFNß-1a (i.m.). Nebenwirkungen waren hauptsächlich infusionsbezogene Reaktionen, insbesondere während der Erstgabe. Schwerwiegende Infektionen traten unter Ocrelizumab und Placebo etwa gleich häufig auf, opportunistische Infektionen wurden nicht beobachtet. Ocrelizumab wird derzeit noch in drei Phase-III-Studien geprüft.*
*Zwischenzeitlich publizierte Daten der Phase-III-Studien OPERA I und II an RRMS-Patienten zeigen unter 600 mg Ocrelizumab (i.v. alle sechs Monate) vs. IFNß-1a (s.c.) eine signifikant stärkere Besserung aller relevanten MSParameter. In der Studie ORATORIO wurden – zum allerersten Mal – auch bei PPMS-Patienten signifikante Therapieeeffekte (auf die Behinderungsprogression) dokumentiert. JL