Sind Kinder mit ADHS im Alltag „unterstimuliert“? Nach aktuellen Arousal- und Stimulationstheorien könnten akustische Zusatzreize die kognitiven Fähigkeiten der ADHS-Patienten verbessern. Jetzt wurde dazu in Belgien eine experimentelle Studie durchgeführt, in der ein spezieller Lärmreiz („weißes Rauschen“) eingesetzt wurde.
13 Kinder mit einer ADHS und 17 Kontrollen (sieben bis 12 Jahre) unterzogen sich einem visuellen Go/Nogo Task – einmal mit und einmal ohne Zufallsgeräusche (77 dB über einen Kopfhörer). Während der kognitiven Aufgabe wurde auch die durchschnittliche Amplitude der P300-Komponente evozierter Potenziale im EEG gemessen. Sie dient als Marker für das aktuelle Interesse des Probanden. Die spontane Blinzelrate wurde als Maß für die Modulation des dopaminergen Transmittsystems aufgezeichnet. Auch wurden die Aufmerksamkeits- und die Hemmungsleistung untersucht.
In allen Parametern schnitten die ADHS-Kinder initial unvorteilhafter ab als die Kontrollen. Viele der zahlreichen Ergebnisparameter beeinflusste die Geräuschexposition nicht signifikanten. U. a. wurde die bei den Patienten signifikant höhere Blinzelrate entgegen der Studienhypothese in der Exposition nicht verringert.
In den Resultaten des Go/Nogo-Test zeigte sich allerdings eine deutliche Verbesserung: Die Exposition gegenüber dem weißen Rauschen verringerte die Zahl der Auslassungsfehler der ADHS-Kinder signifikant auf das Niveau der Kontrollgruppe. Es ergaben sich enge Korrelationen zwischen dem beobachteten Expositionsnutzen und den neuropsychologischen Schwächen bei Vigilanz und Hemmung.
Kinder, die von dem weißen Rauschen neuropsychologisch profitierten – acht der 13 ADHS-Kinder und vier der 17 Kontrollen – wiesen während der Exposition „im Go“ erhöhte P300-Amplituden auf. Auch der sog. „Noise Benefits Index“ (NBI) sprach für eine signifikante Relation zwischen ADHS und Expositionsnutzen. JL