Depressive Phase bei bipolarer Störung

Neuro-Depesche 1/2005

Atypikum mit antidepressiver Wirkung

Atypische Antipsychotika, in der Schizophrenie-Behandlung mittlerweile unverzichtbar, haben auch einen wichtigen Platz in der Akut- und Langzeittherapie bipolarer Erkrankungen. Für Quetiapin wurde nicht nur eine Wirkung auf akute Manie und Erregung nachgewiesen, das Atypikum bessert wohl auch die bipolare Depression.

Für die Wirksamkeit von Quetiapin bei der bipolaren Störung, berichtete Prof. Dr. V. Arolt, Münster, liegt ein plazebokontrollierter Nachweis in der Monotherapie (Quetiapin: 600 mg/d) und in der Kombination mit Valproat oder Lithium (Quetiapin: 200-800 mg/d) vor. Dabei ist das Atypikum auf alle manischen Symptome, also sehr breit wirksam, so Arolt. Nach Erreichen einer Response zeigte sich Quetiapin ähnlich stimmungsstabilisierend wie Lithium, wie die YMRS-Werte im Verlauf einer Studie an ca. 300 Patienten belegen. Patienten mit bipolarer Störung sind etwa die Hälfte des Jahres symptomatisch, Tage mit Depression sind dabei dreimal häufiger als jene mit Manie. Dass Quetiapin bei Bipolar-I- und Bipolar-II-Störung auch ausgeprägte antidepressive Eigenschaften entfaltet, zeigen die Daten der BOLDER-Studie. In ihr waren 511 bipolar Erkrankte mit gegenwärtiger Major Depression mit Quetiapin in einer Fixdosis von 300 oder 600 mg/d behandelt worden. Schon ab der ersten Woche nahmen die MADRS-Werte in beiden Dosisgruppen gegenüber Plazebo signifikant ab. Nach vier Wochen betrug die MADRS-Reduktion unter Besserung verschiedener Kernsymptome der Depression wie gedrückte Stimmung, Schlafstörungen, Suizidgedanken etc. durch Quetiapin 15 Punkte - "etwa so stark wie SSRI", kommentierte Arolt. Eine Zulassung für diese Indikation besteht derzeit aber nicht. Für die klinisch effektive Langzeittherapie ist gerade bei bipolar erkrankten Patienten eine gute Verträglichkeit von essentieller Bedeutung. EPMS liegen unter Quetiapin auf Plazeboniveau, es erhöht die Prolaktinspiegel kaum und führt im Langzeitverlauf nur selten zu klinisch relevanten Zunahmen des Körpergewichts. (JL)

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