Sunshine Act in den USA

Neuro-Depesche 9/2016

Ärzte mit Industrie-Honoraren verschreiben deutlich mehr

In den USA wird besonders kritisch auf die Kooperation zwischen Ärzten und Industrie geachtet. Nun zeigt eine Studie, dass Ärzte mehr Medikamente verschreiben, wenn sie Zahlungen von der Industrie erhalten. Neurologen rangieren dabei an der Spitze.

Nach den „Physician Financial Transparency Reports“ oder „Sunshine Act“ müssen Ärzte Geld oder Sachzuwendungen von der Pharma- oder Medizingeräte-Industrie offenlegen (Vortrags- und Beratungshonorare, keine Forschungsgelder). Jetzt wurde erstmals in größerem Rahmen untersucht, ob Zusammenhänge mit den Verordnungspraktiken bestehen. Dazu erfolgte ein Abgleich der Verschreibungsdaten eines speziellen Segments (Medicare Part D) mit den Sunshine Act- Daten des Jahres 2013.
341 644 von 725 169 Ärzten (47,1%) erhielten Zahlungen. Deren Summe betrug durchschnittlich $1750. In allen 12 ausgewerteten Fachrichtungen wurde ein „Dose-Response-Effekt“ festgestellt: Je mehr Geld die Ärzte von der Industrie bekamen, desto höher fielen die Verschreibungskosten pro Patient aus. Allerdings zeigte sich, dass die größten Summen von relativ wenigen Ärzten eingenommen worden waren.
Eine auf verschiedene Faktoren wie Alter, Geschlecht, Praxisgröße, Region etc. adjustierte Regressionsanalyse ergab eine inkrementelle Zunahme der Verschreibungskosten: In der obersten Zuwendungs-Quintile (19%, n = 39 836, durchschnittlich $6341) reichten diese von $27 für Allgemeinchirurgen bis hin zu $2931 für Neurologen. Internisten, Familienärzte und Kardiologen befanden sich eher im unteren, Hämatologen/ Onkologen eher im oberen Segment. Ganz ähnliche Zusammenhänge fanden sich, wenn die Rate an Verschreibungen von Original-Präparaten (vs. Generika) betrachtet wurde. JL
Kommentar

Mit sehr großen Unterschieden in Region, Zuwendungshöhe, Fachgebiet und den Individuen ließ sich doch ein klares Muster erkennen: Ärzte mit Industriezuwendungen verschreiben mehr Medikamente und verordnen dabei häufiger Originalpräparate. Wie die Autoren einräumen, können sie die – naheliegende – Kausalität nicht belegen, dennoch schlagen sie vor, Interventionen zur Kostensenkung auf die Gruppe der bestbezahltesten Ärzte auszurichten.

Quelle:

Perlis RH, Perlis CS: Physician payments from industry are associated with greater Medicare Part D prescribing costs. PLoS One 2016; 11(5): e0155474. [Epub: 16. Mai; doi: 10.1371/journal.pone. 0155474]

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